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Zurück in den Job: Hilfe für Langzeitarbeitslose durch das Netzwerk Neugereut

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Zurück in den Job: Hilfe für Langzeitarbeitslose durch das Netzwerk Neugereut

Das "Netzwerk Neugereut - Zukunft im Quartier" der sozialen Stadt, das Langzeitarbeitslose zurück in Arbeit bringen soll, kann auf erfolgreiche Jahre in Neugereut zurückblicken.

Zurück in den Job: Hilfe für Langzeitarbeitslose durch das Netzwerk Neugereut

Am Jahresende ist zunächst Schluss für das Projekt „Netzwerk Neugereut - Zukunft im Quartier". Foto: CZ-Archiv

Die schlechte Nachricht vorneweg: Ende des Jahres ist vorerst Schluss mit dem Bundesprogramm „Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier", kurz Biwaq, in Neugereut. Eine Verlängerung hat es bereits gegeben, so dass man bereits über sieben Jahre in Neugereut aktiv ist. Ob eine weitere Verlängerung folgt, ist Stand jetzt unklar, deswegen bleiben zum 31. Dezember auf jeden Fall erstmal die Türen in der Marubastraße geschlossen. Ein Programm, das Langzeitarbeitslose zurück in Arbeit vermitteln soll, klingt zunächst sehr unspektakulär. 

Das Besondere am Neugereuter Weg, der zum Bundesprogramm Biwaq gehört, ist jedoch die Kombination aus teilnehmerbezogenen und quartiersbezogenen Zielen. Auf der einen Seite finden arbeitsmarktbezogene Aktivitäten statt, um langzeitarbeitslose Männer und Frauen wieder in Beschäftigung zu bringen, auf der anderen Seite soll ein Quartiersmehrwert entstehen durch die Verknüpfung mit anderen Handlungsfeldern einer integrierten Stadtentwicklung und Stärkung des sozialen Zusammenhalts: Doch was heißt das genau?

Neben dem Baustein ,,Aktiv in Arbeit", der zum Beispiel Einzelberatungen vornimmt, Unterstützung beim Wechsel aus einem Minijob gibt oder für Hilfen bei Bewerbungen, Informationen über Weiterbildung, Sprachkurse sorgt, und einem Baustein für digitale Unterstützung gibt es noch den Baustein ,,Aktive Nachbarschaft".

"Mit dem Schritt ins Ehrenamt tun sich viele Teilnehmer zunächst leichter"
Soumela Amiridou, Gesellschaft für Jugendsozialarbeit und Bildungsförderung

Im zentral im Quartier liegenden Projektbüro werden zum Beispiel Qualifizierungskurse für ehrenamtliche Mitarbeit angeboten und es wird unterstützt bei der Aufnahme einer ehrenamtlichen Tätigkeit im Quartier. Zudem wird mit anderen Einrichtungen, wie dem Jobcenter, dem Stadtteil- und Familienzentrum Neugereut oder dem Jugendhaus kooperiert.

,,Mit dem Schritt ins Ehrenamt tun sich viele Teilnehmer zunächst leichter", erklärt Soumela Amiridou von der Gesellschaft für Jugendsozialarbeit und Bildungsförderung, zuständig für das Projekt ,,Netzwerk Neugereut - Zukunft im Quartier“. „Der Druck ist nicht ganz so hoch, wie in einer üblichen Lohnarbeit, bei der man vom ersten Tag an performen sollte." Und eine geringe Entlohnung gibt es für die Arbeit trotzdem. „Gerade bei vielen Langzeitarbeitslosen geht es darum erstmal eine Struktur in den Alltag zu bekommen." Entsprechend wird das Angebot durchaus angenommen, obwohl es eine freiwillige Maßnahme für die Teilnehmer ist.

Soumela Amiridou, Foto: Netzwerk Neugereut
Soumela Amiridou, Foto: Netzwerk Neugereut

Das Angebot ist sehr niederschwellig angelegt, um möglichst viele für da Programm zu gewinnen. ,,Ein Vorteil ist, dass wir die Teilnehmer auch in dieser ehrenamtlichen Tätigkeit begleiten können", sagt Amiridou. Denn nach einer langen Pause gelingt der Wiedereinstieg nicht von heute auf morgen. ,,Auch gehört viel Vertrauensarbeit dazu und jede Menge Kommunikation, um herauszufinden, woran es aktuell eigentlich hapert." Wenn die Teilnehmer sich öffnen, ist ein wichtiger Schritt getan.

Ein Erfolgskonzept: Was die Teilnehmeranzahl angeht wurden in den vergangenen Jahren sämtliche Vorgaben übertroffen. Insgesamt über 234 Teilnehmer konnten im Programm aufgenommen werden und sämtliche Quoten wie der Anteil an Langzeitarbeitslosen oder Menschen mit Migrationshintergrund wurden übertroffen. Seit dem Start im Januar 2019 konnten rund 38 Prozent in Beschäftigung gebracht werden. Dazu kommen weitere Teilnehmer, die in Ausbildung oder Eingliederungsmaßnahmen gebracht wurden oder denen zumindest ein Übergang in Folgeangebote sowie nachberufliche Phasen ermöglicht wurde. So konnten bei 55 Prozent der Teilnehmer positive Erwerbsintegrationsziele erreicht werden.

Entsprechend enttäuscht ist man, dass es in Neugereut zunächst nicht weitergeht. ,,Nach siebeneinhalb Jahren wird es keine Anlaufstelle mehr direkt in Neugereut für Langzeitarbeitslose mehr geben", sagt Amiridou. Vor allem das niederschwellige Angebot, wie die Unterstützung und Hilfestellungen beim Ausfüllen von Formularen und Anträgen sowie bei der Jobsuche werden fehlen. „Anlaufstellen wie diese gibt es sonst nicht und die letzten Jahre haben gezeigt, dass sie aber sehr wichtig wären", so Amiridou. Thomas Graf-Miedaner

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