Die dunklen, bräunlichen Flecken im Gussasphalt auf der neuen B10-Brücke in Hedelfingen fallen im ersten Moment gar nicht weiter auf. Da ist es halt nass, kann man sich denken. Oder dass da irgendwas runter getropft ist. Aber genau diese Flecken sind der Grund, warum die Brücke nicht längst fertig und für den Verkehr freigegeben ist. Das hätte eigentlich schon Ende Dezember der Fall sein sollen.
Bis Anfang Dezember hatte auf der Brückenbaustelle eigentlich alles ganz gut ausgesehen und der Bauleiter vom Stuttgarter Tiefbauamt, Bernd Schröder, war überzeugt, dass der Zeitplan eingehalten würde. Im Mai 2022 waren die Stahlträger des erforderlichen Traggerüsts über die Bundestraße aufgebaut, darauf wurde die Holzträgerkonstruktion montiert, darauf wiederum die Sichtbetonschalung aufgebracht. Im August war betoniert worden. Alles passte, von Lieferengpässen war das Bauprojekt verschont geblieben, der Kostenrahmen von rund vier Millionen Euro wurde nicht überschritten.
Freigabe der Brücke für den 28. Februar geplant
Kurz vor der geplanten Fertigstellung wurde dann Anfang Dezember asphaltiert. ,,Leider wurde der Gussasphaltbelag auf der Brücke mangelhaft ausgeführt", teilt der Bauleiter auf Anfrage mit. Und dann kam eins zum anderen: Die Ausbesserung war wegen der frostigen Kälteperiode vor Weihnachten nicht möglich. ,,Dann hat uns auch noch der Schlosser im Stich gelassen und die Montage des sicherheitsrelevanten Brückengeländers konnte nicht mehr im Dezember erfolgen."
Der geplante Freigabe-Termin war also nicht mehr zu halten - aber jetzt sieht es schon deutlich besser aus. Das Geländer ist längst montiert, dieser Tage waren Maler damit beschäftigt, den Anstrich zu vervollständigen.
In dieser Woche sollte nun der fehlerhafte Belag wieder entfernt und durch einen neuen ersetzt werden.
Die Freigabe der Brücke ist für 28.Februar nachmittags geplant - ein Termin, der von vielen Autofahrern und Hedelfingern sehnsüchtig erwartet wird. Die Brücke über die Bundesstraße ist eine wichtige Verbindung zur Deponie Einöd und wird auch von Fußgängern und Radfahrern viel genutzt. Die alte Brücke war zwar in gewisser Weise nachhaltig: Der Überbau hatte schon Anfang 1970 beim Bau des Stadtbahntunnels Heilbronner Straße als Behelfsbrücke gedient und war dann 1980 in Hedelfingen wiederverwendet worden.
Allerdings wurden dann rund 40 Jahre später im Rahmen der regelmäßigen Bauwerksprüfungen durch die Stadt erhebliche Schäden festgestellt. Reparieren und ausbessern half da nicht mehr, die alte Brücke musste abgerissen und durch eine neue ersetzt werden.
„Maßnahmen zur dauerhaften Unterbindung des Schleichverkehrs" entwickeln
Diese neue Brücke ist nicht nur viel tragfähiger, sondern auch breiter und überhaupt schöner und zeitgemäßer. Es wird zwei Fahrstreifen geben, auf einer Seite einen 2,50 Meter breiten Geh- und Radweg, auf der anderen Seite, sozusagen in Richtung stadtauswärts, nur einen schmalen Notgehweg. Insgesamt ist die neue Brücke 9,50 Meter breit.
Spätestens mit der Freigabe kommende Woche wird dann nach den Diskussionen über die von etlichen Autofahrern schlicht ignorierten Baustellen- und Umleitungsschilder wieder das Thema Schleichwegverkehr über die Amstetter Straße in den Vordergrund rücken. Wenn einmal Einigkeit darüber erzielt worden ist, welcher Personenkreis dort künftig durchfahren darf, will die Stadtverwaltung ,,entsprechende Maßnahmen zur dauerhaften Unterbindung des Schleichverkehrs" entwickeln, hieß es im vergangenen Sommer von der Stadt.
Wenn das tatsächlich gelingt, wäre das gerade auch bis ins Hedelfinger Zentrum hinein deutlich zu spüren.
Von Jürgen Brand