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Begleiten statt bevormunden

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Beruf & Weiterbildung

Begleiten statt bevormunden

Eltern sind die wichtigste Unterstützung ihrer Kinder bei der Berufsorientierung – auch für sie gibt es Tipps und Informationen, wie sie ihren Söhnen und Töchtern am besten helfen können.

Begleiten statt bevormunden

Gemeinsam erkunden, wie es nach dem Schulabschluss weitergehen soll. Foto: pololia/Stock.Adobe

Eltern spielen eine zentrale Rolle bei der Berufswahl ihrer Kinder. Im Idealfall sind sie Ratgeber und Inspirationsquelle. So können sie ihren Nachwuchs unterstützen und begleiten, aber sie sollten ihn nicht bevormunden und Unselbstständigkeit fördern. Entscheidend ist, dass sie bereit sind, sich auch selbst zu informieren.Nach einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung vom Juli diesen Jahres fällt es 53 Prozent der Jugendlichen schwer, sich in den vielfältigen Informationen zum Thema Berufswahl zurechtzufinden. Gleichzeitig zeigt die Untersuchung, dass die Eltern bei der Berufswahl für fast drei Viertel der Jugendlichen die wichtigsten Unterstützer sind.

Die Wünsche der Kinder akzeptieren

Auch Selina Kindler vom Serviceangebot „Azubi gesucht?“ der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart (IHK) weiß, wie groß die Rolle der Eltern in der Berufsorientierungsphase ist. „Vielen Jugendlichen ist das Gespräch mit ihren Müttern und Vätern wichtig. Sie nutzen sie als Informationsquelle. Oft wollen sie, dass ihre Eltern mit in die Beratung kommen.“ Auch der Wunsch der Eltern, in den Beratungsgesprächen dabei zu sein, sei groß.

Damit die Unterstützung erfolgreich wird, sollten sich Mütter und Väter über ihre Rolle klar werden. „Es geht darum, ihre Kinder zu unterstützen, aber nicht darum, sie zu bevormunden.“ Dazu gehöre es auch, auf die Kinder zu hören, ihre Fähigkeiten wahrzunehmen und ihre Wünsche zu akzeptieren. „Entscheidend ist, dass Eltern nicht ihre eigenen Wünsche mit denen ihres Nachwuchses verwechseln“, so Kindler. „Sie sollten verstehen, dass jedes Kind anders ist, und deshalb offen für alle beruflichen Richtungen sein – auch wenn die Kinder sich für körperlich anstrengende Berufe interessieren.“ Die Beraterin bei der IHK empfiehlt, auch dann den Nachwuchs zu ermutigen, wenn er lieber eine Ausbildung machen will, obwohl die Eltern ein Studium bevorzugen.

Auch Eltern sollen sich informieren

Selina Kindler ist sich klar, dass Väter und Mütter nur das Beste wollen und oft glauben, beruflicher Erfolg setze ein Studium voraus. „Das ist aber nicht der Fall. Denn es gibt nach einer dualen Ausbildung viele Möglichkeiten, sich weiterzubilden, zum Beispiel durch einen Fachwirt- oder Meisterabschluss. Damit erlangt man auch ohne Abitur eine Hochschulzugangsberechtigung.“ Um solche Möglichkeiten zu erkennen, empfiehlt Kindler den Eltern, aktuelle Informationen einzuholen. „Dabei können ihnen etwa unsere virtuellen Elterncafés helfen, die wir regelmäßig anbieten. So erfahren sie zum Beispiel, dass Abiturienten ihre Ausbildung verkürzen können oder dass der Handel sogenannte Abiturientenprogramme anbietet.“ Diese Programme ermöglichen es den Azubis, innerhalb von drei Jahren sowohl eine Ausbildung als auch eine Weiterbildung zum Fachwirt zu absolvieren und mit diesem Doppelabschluss schnell Verantwortung zu übernehmen.

Kindler empfiehlt, dass Eltern und Kinder sich zusammen informieren. „Sie können sich zum Beispiel gemeinsam den YouTube-Kanal ‚Berufe zappen‘ anschauen oder zusammen die Beratungsangebote der Arbeitsagentur, der Handwerkskammer oder unsere Angebote besuchen.“ So hilfreich Eltern auch sein mögen, ihnen sollte bewusst sein, dass ihr Nachwuchs im Zentrum der Beratung steht. „Eltern sollten sich in solchen Gesprächen zurückhalten und hauptsächlich die Jugendlichen reden lassen“, betont Kindler.

Selbstbewusstsein der Kinder stärken

Doch auch wenn Mütter und Väter bei Beratungsgesprächen im Hintergrund bleiben, sollten sie in der Vorbereitung dieser Termine unterstützend wirken. Kindler: „Sie können sich zum Beispiel vorher mit ihrem Nachwuchs Fragen für das Gespräch überlegen.“ Auch bei der Praktikums- und Ausbildungsplatzsuche können Eltern ihren Nachwuchs begleiten, indem sie mit ihren Töchtern und Söhnen Internetbörsen durchsuchen oder die Jugendlichen auf Betriebe in ihrer Region hinweisen. „Eltern sollten aber nicht für ihre Kinder Termine machen. Das wirkt unselbstständig.“

Eine wichtige Aufgabe der Eltern sieht Kindler in der Stärkung des Selbstbewusstseins der jungen Leute. „Denn sie kennen die Stärken ihrer Söhne und Töchter und können sie ihnen vor Augen führen.“ Vielleicht ist den Jugendlichen zum Beispiel gar nicht bewusst, dass sie gut organisieren können oder handwerklich begabt sind. Bei Gesprächen am Esstisch haben Eltern die Gelegenheit, mit ihrem Nachwuchs über all diese Fähigkeiten zu reflektieren. Das Ergebnis solcher gemeinsamen Gespräche sollte dann die Grundlage für einen Beratungstermin sein.

Mütter und Väter können ihren Nachwuchs auch dabei unterstützen, Bewerbungsfristen einzuhalten und Termine nicht verstreichen zu lassen. „Bei großen Unternehmen müssen sich angehende Auszubildende schon ein Jahr im Voraus bewerben. Auch bei kleinen und mittleren Betrieben sollten sich Jugendliche rechtzeitig um einen Ausbildungsplatz bemühen. Wer erst im Juli beginnt, aber schon im September mit der Ausbildung beginnen will, ist sehr spät dran.“ Da junge Leute diese zeitliche Dimension des Bewerbens nicht unbedingt vor Augen haben, ist es gut, wenn ihre Eltern sie daran erinnern. Anja Schreiber

Hilfreiche Adressen

Im Internet gibt es viele Angebote, die bei der Berufsorientierung nützlich sind. Eine Auswahl:

www.arbeitsagentur.de – Auf der Website der Agentur für Arbeit (BA) finden sich Tipps und Tests rund um Berufsfelder, Ausbildungsordnungen, Alternativen und auch Möglichkeiten, in Berufe hineinzuschnuppern. Wie man eine anständige Bewerbung schreibt und den Start der Ausbildung inklusive möglicher finanzieller Unterstützung gut vorbereitet, wird erklärt. Wer das Ganze lieber auf dem Smartphone erledigt, kann die App AzubiWelt herunterladen.

www.planet-beruf.de – Das Medienangebot der Bundesagentur für Arbeit (BA) informiert rund um die Themen Berufswahl und Ausbildung mit Videos, Podcasts, Fotostorys, Checklisten und vielem mehr. Das Portal wird optimal am Smartphone dargestellt. Je nach Anliegen können Jugendliche direkt auf die passenden Inhalte zugreifen. Für Lehrkräfte und Eltern gibt es eigene Bereiche.

www.berufenet.de – Beschreibt alle Berufe von A bis Z. Die Suche nach einem Beruf kann über unterschiedliche Felder, zum Beispiel MINT-Berufe oder Tätigkeitsfelder, beginnen. Ausbildungplus.de – Die Seite des Bundesinstituts für Berufsbildung bietet eine Zusammenstellung zu Ausbildungen mit Zusatzqualifikationen und Infos zum dualen Studium.

www.abi.de – Dieses Portal der BA richtet sich an Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Mittel- und Oberstufe, an berufsbildende Schulen und an Studienabbrecher. Die Informationen sind eng vernetzt mit weiteren Angeboten, wie dem Erkundungstool Check-U.

www.hwk-stuttgart.de – Auf der Seite der Handwerkskammer der Region Stuttgart finden sich unter der Rubrik Ausbildung ausführliche Infos.

www.stuttgart.ihk24.de – Seite der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart (IHK), zur Zeit eingeschränkt nutzbar.

www.praktisch-unschlagbar.de – Informationen zur dualen Ausbildung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung mit vielen Tipps von der Berufswahl über die Bewerbung bis zur Stellensuche. red

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